Die Johannes-Apokalypse ist an bildlicher Dramatik nicht zu uberbieten. Das gilt in besonderer Weise fur die Allegorien in Apg 12. Wie soll die letzte biblische Schrift, die Geheime Offenbarung, mit ihren ratselhaften und oft verstorenden Bildern gedeutet werden? Diese Frage bewegt nicht nur heutige Christ: innen, sondern wurde schon in der Antike gestellt. Im zentralen Kapitel Apk 12 steht die Gestalt der Sonnenfrau, geschmuckt mit Mond und Sternenkrone, im Fokus des Geschehens, da sie in grosser Bedrangnis ein messianisches Kind gebiert. Die meisten fruhchristliche Exegeten erblickten in diesem Bild die ringende und letztlich uber das Bose siegende Kirche, sowie den aus ihr hervorgehenden Christus, wahrend einige dieses Motiv auf die jungfrauliche Gottesmutter Maria hin deuteten. Jorg Schlechl zeichnet in seiner Dissertation die zwei zentralen fruhchristlichen Auslegungstraditionen (Kirche oder Maria) nach, die nicht nur die antike und mittelalterliche Exegese pragen, sondern auch in der modernen Apokalypse-Forschung eine nicht zu unterschatzende Rolle spielen.