Die Johannesoffenbarung verwendet eine reiche Bildsprache, die ein hohes Mass an hermeneutischem Bildungswissen voraussetzt. Dadurch sichert sie sich mit ihren gesellschaftskritischen Inhalten nach aussen ab. Wer ihre Botschaft verstehen soll, versteht sie unabhangig vom christlichen Spektrum: Viele Bilder sind nicht nur einem Judenchristen mit alttestamentlichem Hintergrund zuganglich, sondern auch einem Volkerchristen mit paganem Bildungswissen. Margarete Strauss widmet sich diesem Aspekt sowie der formalen Gestaltung von Gesangen, die den paganen Hymnen ahnlich sind. Durch formale und semantische Untersuchungen im Vergleich mit den "Orphischen Hymnen" offenbart sie eine Eigenstandigkeit der Johannesoffenbarung, zugleich eine bemerkenswerte Parodie zeitgenossischer Hymnodik und Metaphorik. Dies lasst sich auch gerade durch historische Zeugnisse bestatigen, allen voran die Munzkunde mit ihren bildlichen Botschaften.